Wisst ihr was ich meinen Kindern immer wieder erzähle, wenn sie Probleme haben? Sicher nicht so was wie „das Leben ist ein Urlaub“…

Erwartet bitte keine hochgepriesene erzieherische Ratschläge… Ich bin im Gegenteil ziemlich unfähig, mit Kindern umzugehen, und frage mich immer warum gerade ich mehrfach Mutter geworden bin… Da der Storch sie definitiv nicht abgelegt hat, erkenne ich den Zustand als Bestimmung an und füge mich. Anfangs war es nicht so einfach, um in diese Rolle reinzuwachsen… mit allen Herausforderungen. Anscheinend sind meine Gene so sehr wertvoll, dass sie an die weiteren Generationen unbedingt weiter gegeben werden müssen… und tja, es ist das Schicksal meiner Kinder, mich als Mama zu haben und keine andere. Ich sehe das Ganze mittlerweile entspannter: mir wurde die wichtige Aufgabe vertraut, sie zu erziehen… ich mache mein Bestes!

Die Kinderwelt ist klein! Sie wissen von der physischen Welt so viel, wie was sie erzählt bekommen oder in Bilder/Bücher bzw. im Fernsehen gesehen haben. Dafür ist ihre Phantasie ohne Grenzen…Wer einen kreativen Beruf hat, sollte unbedingt in den Kindergarten gehen und dort mit den 4-5 Jährigen zusammen spielen und dabei für sich Brainstorming mäßig Ideen sammeln… von den kleinen können wir viel lernen. Für sie ist das Leben ein Urlaub!

Hier ist ein Beispiel von mir: Ich erinnere mich, dass ich in dem Alter über andere Länder und Kulturen erzählt bekommen habe, wo ich nachträglich meinen Großeltern über das „Reisland“ berichtete… Anscheinend habe ich in Anlehnung an Ägypten, der auf Türkisch übersetzt Mais heißt, die asiatischen Länder, wo Reis angebaut wird durcheinander gebracht und somit ein phantastisches Land für mich entdeckt… Oja, mit meinem kleinen Kopf war ich schon mal einmalig!

Wir sind aber beim Thema Problem-Bewältigung! Wenn ich meine Vorgehensweise irgendwas nennen müsste, würde ich ihm den Namen „Dankbarkeits-Methode“ geben. Hauptsächlich geht es darum, mein Kind abzulenken und ihn mit etwas anderes gedanklich zu beschäftigen. Ich fange daher an zu zählen, was wir alles haben… An erster Stelle kommt „ein Dach über dem Kopf“…

Wir wissen, wie es war, als wir uns ausgesperrt haben und wie schlecht es uns ging, bis wir wieder rein kommen konnten. Allein die Erinnerung an diese unglückliche Zeit und unsere Gefühle von damals haben tiefe Eindrücke in uns hinterlassen. Egal was sonst blödes passiert ist, sind wir froh und dankbar, dass wir ein Haus haben, um uns zu schützen. Das ist mehr als genug Grund, sich gut zu fühlen, aber zu einfach, wieder zu vergessen… Es gibt viele Menschen, auf der Erde, die nicht so gut haben, wie wir.

Stück für Stück nähere ich mich an das Thema des Tages von meinem Kind an und manchmal kristallisiert es sogar heraus, dass es so gut ist, dass der Füller verloren ging, oder die Freundin nicht angerufen hat, oder das Spielzeug ausverkauft war. Wir können nämlich nicht immer gewinnen, oder? Es ist genau so wichtig, sich für die anderen zu freuen, und aus den Niederschlagen neue Pläne zu schmieden und sie als Chance zu Veränderung zu sehen. Wer diese Lektionen als Kind nicht gelernt hat, bucht im Erwachsenenalter teure Kurse, um zu der gleichen Denkweise zu gelangen.

Zugegeben, die Methode kommt nicht immer an bei den Kindern! Also, wenn ihr probieren wollt, solltet ihr sie wirklich bewusst einsetzen. Je älter sie werden, desto erfolgsloser scheinen ihre Probleme, um sie aus der Welt zu schaffen. Hauptsache habe ich guten Kontakt zu meinen Kids, die mir ihre Sorgen weiterhin anvertrauen und allein durch das Erzählen kommen sie in die Lösungsfindung. Das nennt man dann Coaching! Somit ist jede Mutter ein Coach!

In meinen schwierigen Zeiten habe ich mir selber auch mit dieser Methode geholfen. Es ist natürlich nicht einfach, über Kriminalität, Ungerechtigkeit und Verletzung der Menschenrechte in der Welt zu erfahren, und anschließend davon unberührt zu bleiben. Eine Lösung ist, sich von den ganzen äußeren Welt abzuschotten, nach dem Motto, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Das schützt tatsächlich den einen, aber bringt uns als Menschheit nicht weiter.

Anderseits, verglichen mit meinen Problemen, was viele Menschen aushalten und doch ein Menschen würdiges leben führen, zeigt mir, wie sehr verwöhnt ich eigentlich bin. So habe ich gelernt, meine hochnäsigen Anforderungen an mein Leben abzulegen, meine Bedürfnisse im kleinen Rahmen zu halten und auch die Ungerechtigkeiten, die ich erlebt habe als Tatsache anzunehmen.

Meine Probleme sind für viele Menschen ein Luxus… der gute Lebensstill, woran ich gewöhnt bin, macht mich zwar nicht ein Snob, aber lässt immer wieder die andere Seite der Medaille aus den Augen zu verlieren. Deshalb ist es wichtig, immer wieder sich daran zu erinnern, und an den Ohren zu ziehen. Ich schätze die Erziehung und die Ausbildung, die ich bekommen habe desto mehr und bin mittlerweile dankbar für meine alltäglichen Probleme.

Eine Lehrerin hat mich mal in der Schule „Pollyanna“ genannt gehabt, weil ich anscheinend damals mich ziemlich oft optimistisch geäußert habe. Zwischenzeitlich hätte ich für ein Krümel dieser Optimismus einige Lebensjahre tauschen können… Zeiten ändern sich! Ich bin mittlerweile froh, dass ich eine gesunde Balance finden konnte, und mit dieser Bewusstsein lebe um weiter zu wirken.

Und gerade zum Thema Leben… ich bin wirklich so was von einem Glückpilz! Hätte ich je gewusst, wo ich jetzt im Leben stehe und vor allem wo ich lebe, wären alle meine Zukunftsängste in den jungen Erwachsenenjahren unbegründet gewesen. Ich schätze es sehr, dass ich mich Stück für Stück von den Großstädten entfernt habe und mittlerweile mitten in der Natur lebe. Das ist wie Urlaub hier! Die, die in den Metropolen wohnen kommen zu unserem Gegend, um Urlaub zu machen… und ich lebe mitten drin! Eine Versteigerung meiner Lage wäre höchstens auf einer privaten Insel zu wohnen… wer weiß, vielleicht passiert das auch eines Tages.

So viel zum Thema Urlaub… Meine Absicht war es, über meine Dankbarkeit zu schreiben, nicht nur für das, was ich bereits erreicht habe, aber auch für die dramatischen Seiten in meinem Lebensroman… Ohne diese Täler zu durchqueren wäre ich nicht die Mine, die jetzt da ist. Die tiefen Schluchten hinterlassen ihre Erinnerungen, aber tragen auch zum Stolz und Selbstwert dazu bei, diese Herausforderungen überlebt aber nicht gebrochen zu sein.

Ich hoffe, diese Zeilen treffen auch diejenigen, die sich ähnlich fühlen oder gefühlt haben. Es ist niemals zu spät, in den Spiegel zu schauen, und sich dem eigenen Ich gegenüber zu stellen… mit allen Fehltritten und Schicksalsschlägen ist das Leben weiterhin ein Urlaub… Viele andere träumen von unseren Sorgen und Nöten, und wären sogar nur mit der Hälfte zufrieden. Es ist unsere bewusste Entscheidung, wie wir uns unserem Leben annähern… ob es als Traum zu sehen ist, oder ob es als Urlaub bleibt.

Wenn Du nach diesem Text sagen kannst: „Das Leben ist ein Urlaub!“, freue ich mich… schau mal ob Du noch eine Geschichte über der Striche lesen möchtest.