Wer kennt „Who’s that girl“ nicht? 80er Jahre, Bravo Hefte, Pop Musik und natürlich Madonna!
Das Lied „Who’s that girl?“ von Madonna symbolisiert meine Generation von Jugend… Mittlerweile sind die schüchternen Mädchen von damals, erfolgreiche Managerinnen, verantwortungsvolle Ärztinnen oder solche Hausfrauen wie ich geworden. Nicht das ich mich wie eine fühle… aber Fakt ist es, dass ich nicht arbeite. Was für eine Metaphysik Beraterin ich mal werde, kann ich auch noch nicht sagen. Daher lassen wir die Zukunft sein und plaudern wir lieber über die guten alten Zeiten…
Ich war eine Brillenschlange in der Schule. Helle Haut, helle Haare, dazu eine helle (und große) Brille… es war mir peinlich, wie ich aussah. Mit meiner großen Nase, schiefen Zähne und etwas pummeligen Figur war ich eher unterdurchschnittlich in meiner Klasse. Wir sind ja nicht in einer Kindergeschichte: aus dem hässlichen Entlein ist keine Weltschönheit geworden. Ich habe nun mal mit meinen inneren Werten gepunktet, worauf ich weiterhin stolz bin.
Einmal Jamaika Blue, bitte!
Es ist mir gelungen, in meinem Leben eine überdurchschnittliche Entwicklung zu machen… ich kann nicht beklagen. Ich habe einige tolle Unis besucht und habe bei tollen Firmen gearbeitet. Ich habe ganz toll gereist und bewohne immer tollere Häuser, fahre tollere Autos… und wenn wir dabei sind muss ich mein tolles Kaffeevollautomat unbedingt erwähnen! Für mich ist Wohlstand über die Qualität des Kaffees am Morgen definiert. Gerne schlafe ich in einem Zelt, und verzichte ich auf warmes Wasser, aber den frisch gebrühten Kaffeeduft kann ich mit nichts auf der Welt vergleichen.
Eine kleine Anekdote hierzu: Früher, in der Osmanischen Reich, wo die Männer bis zu 4 Frauen heiraten durften, haben die Frauen das Recht gehabt, sich scheiden zu lassen, wenn ihr man sie nicht zufriedenstellend mit Kaffee versorgt hat. Daher kommt es, jetzt wisst ihr!
Ich bin fast 100 Jahre alt.
Manche bleiben in der Ort wo sie geboren sind, wo ihre Eltern und Großeltern leben… heiraten genauso einen Jungen, den sie von Kindergarten kennen und werden vielleicht reich, reisen um die Welt, aber kehren wieder zu ihrem Ort zurück. Das ist nicht schlecht… so war es aber nicht bei mir. Ich konnte ein Lebensabschnitt ohne Tränen beenden und weiter ziehen, und das habe ich ziemlich oft gemacht. Daher sehe ich die nächste Destination als ein weiterer Fleck auf der Erde, die ich mein Heim nennen werde, wer weiß für wie lange…
Sagen wir für die nächsten 20 Jahre… dann bin ich 70! Es ist noch ein guter Weg bis 100… das ist nämlich mein Ziel! Ich will eine knackige alte Dame werden, die immer noch am Rechner tippelt, und täglich ihre 10.000 Schritten läuft. Dann sehen wir, wer das Spiel des Lebens gewinnt…
Ah so, ich bin jetzt schon fast so alt! Sagt nicht jetzt „hä?“. Das muss ich jetzt natürlich erklären. Mein Alter + Summe der Alter meiner Kinder ist übernächstes Jahr in den Monaten März und April ganz genau 100… Ist es nicht ein Grund zu feiern? Das werde ich natürlich auch tun. Für die Festivitäten kann es sein, dass ich jede Menge Unterstützung brauche, aber da gebe ich schon rechtzeitig Bescheid.
Wohin geht die Reise?
Je älter man wird, desto näher kommt er zu seiner Bestimmung heißt es… Das ist wahr! Was die nächsten 50 Jahre mir belehren wird, kann ich nicht sagen, aber ich habe gefühlsmäßig einen großen Vorsprung allein in dem letzten Jahr gemacht… die Reise nach Innen so zu sagen. Indem ich meine Energien kenne und meinen Lebensweg, kann ich die Vergangenheit besser verstehen, die Zukunft besser planen.
Die Frage „Wer bin ich?“ oder „Who’s that girl?“ ist philosophisch ziemlich hohe Schule. Die Antwort habe ich noch nicht. Aber ich bin stolz auf mich, allein deswegen, weil ich mich damit beschäftige… Ich kenne mich einigermaßen gut! Von Außen merkt man es kaum, da bin ich eher ruhig, nachdenklich, zurück gezogen… aber innerlich… meine Gedankenwelt ist auf Dauer-Tournee! Ich bin am lernen, denken, schreiben, überlegen, formulieren, designen…. ein Dauerbrenner! Die 24 Stunden reichen mir einfach nicht für dieses Potential… es ist schlichtweg unmöglich, dass ich noch an arbeiten denke!
Nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ lebe ich mittlerweile jeden Tag rein, ohne große Pläne und vor allem To-Do-Listen. Ich habe die Freiheit, meinen Tag selbst zu bestimmen und spontan zu reagieren. Auf vorausschauende Planung wird groß Wert gelegt, was ich auch jahrelang geübt habe… aber genauso wichtig ist die Agilität! Ich verwende lieber die Energie des Tages und wie ich darauf reagiere, um eine Tätigkeit anzufangen, oder zu lassen. Glaubt mir, das ist 1.000 Mal entspannter und bringt mich jeden Tag ein Stück näher zu meinem inneren Kern.
Es dauert nicht mehr viele Jahre, ich werde ein 40-jähriges Abi-Plakat von meiner Schule, F.M.V. Işık Lisesi, bekommen (falls ich das Treppchen hoch zur Bühne schaffe). Für die 25-jährige Feier gab es nur eine Papierurkunde. Damals war ich neidisch auf die älteren Schwestern. Jetzt denke ich anders: ich bin froh um jedes erlebte Jahr, und würde meine Lebenserfahrung niemals tauschen wollen… Ich hatte schon ein konfliktreiches Leben, aber ist das nicht genau die Antwort auf die Frage „who’s that girl?“