„Homepage komplett“ ist ein Traum, was mich seit einigen Monaten schlaflos lässt! Ich bastle nachts, wenn alle anderen schlafen. Immerhin habe ich keine Alpträume… Hier möchte ich über meine Odyssee, dieses Homepage zu realisieren, aus dem Nähkästchen plaudern.

Wunsch und Realität

In der Werbung heißt es „easy“ – das Wort ist mittlerweile international geworden. Homepage bauen geht in einer halben Stunde… Das ist ein Wunschdenken! Wir Erwachsene kennen aber die Realität. Allein eine halbe Stunde braucht man den Domain zu reservieren. Ich rede nicht von der Zeit der Überlegung davor: „wie soll mein Domain heißen“.

Dann teilt sich Spreu vom Weizen: die „Doer“ und die „Käufer“. Bisher hat man sein Homepage in der Regel „gekauft“. Damit meine ich die HTML-Programmierer, die seit den 90er den Markt beherrscht haben. Wer ein Homepage haben wollte, hat einen Freak finden müssen, der Zeit und Lust hatte, ein Code zu schreiben… Die Jungs von damals sind aber mittlerweile Erwachsen geworden und sieh mal… mit verschiedenen CMS Tools den Homepage Markt verwandelt. Das sind die Programme, die den Traum von „Homepage komplett selber bauen“ verwirklichen!

In dem letzten Jahrzehnt sind dann die Homepage Doer entstanden. Damit meine die Menschen wie Du und ich, die ihr Homepage selber aufbauen… mit Hilfe von diesen Baukastensystemen. Es gibt weiterhin die Gruppe von Menschen, die ihr Homepage lieber machen lassen und das ist gut so… das neue Brut von zukünftigen Programmierer brauchen Stoff zum üben und ihr Taschengeld zu verdienen. Mittlerweile ist der Markt so groß… man könnte fast sagen „Homepage Industrie“. Da haben gute Programmierer bereits ihre Nische gefunden und viele andere wollen mittlerweile auch von dem Kuchen ein Stück haben.

Mein erster stolzer Burg

Ich habe mich dazu entschieden, mein Homepage selber zu bauen. Ich bereue diese Entscheidung nicht, obwohl es mir sicher ein weiteres Büschel graue Haare beschert hat. Mit überdurchschnittliche (aber alte) Programmierkenntnisse, Erfahrung mit Datenbanken aus der Hi-Wi Zeit und Wissensdurst nach neuem Stoff habe ich mich ins kalte Wasser gestürzt. Am Anfang klappt alles… das ist Murphy’s Gesetz – aber der Schein trügt! Immerhin habe ich ziemlich bald eine Händchenhalterin auf meiner Seite gefunden. Constanze hat mich auf ein Baumstumpf gerettet, woraus ich eine kleine Jolle gebastelt habe. Das Gefühl eigene Homepage zu haben ist unbezahlbar!

Dann gab ein Sturm und meine Jolle ist gekentert! Meine Rettung war wieder Constanze… Auf ruhigerem Gewässern (Wechsel vom Hoster) wächst mein Schiff Tag für Tag, und ich bin happy (wieder so ein Wort)! Berits in meinem Jahresrückblick habe ich über dieses Burg-Projekt geschrieben gehabt. Damals war ich noch gut gelaunt! Jetzt ist die Stelle mit dem ABER… Das ist der Grund warum ich diesen Text schreiben wollte.

Dienstleistungschaos um Homepagebau

Wenn man ein Haus baut, gibt es General-Unternehmer-Verträge. Sie versprechen dir ein schlüsselfertiges Neubau. Es kostet mehr, aber Du hast Ruhe. „Homepage komplett mit allem“ wäre im übertragenen Sinne das gleiche Prinzip, wenn man seine ganze Website bauen lässt.

Die Häuslebauer hingegen müssen sich um alles selber kümmern. Nicht nur die Raume Zeichnen und die Heizung aussuchen, aber die Anmeldungen, Koordination der Handwerker und Termine… Das raubt natürlich Nerven.

Beim Homepage selber bauen ist es nicht anders:… der Prozess ist vergleichbar mit dem Eisberg: je höher Du bauen willst, desto mehr muss im Unterwasser-Bereich stützen – sonst kippt alles! Auf einmal kommen Abkürzungen wie SEO, DSVO, Opt-in in den Vordergrund, die mittlerweile genug Stoff für ein vollständiges Studium zusammen stellen können – das gibt sogar, wenn ich mich nicht irre.

Ich bin mittlerweile überwältigt von dem ganzen Kram, worüber ich mein Kopf zerbrechen muss. Für die alten Hasen ist es sicher wieder „easy!“ aber das Wort will ich gerade nicht mehr hören…

Zwischen Freude und Frust

Heute morgen habe ich mich gefragt, warum diese beiden Wörter mit F anfangen. Freude und Frust sind die Gefühle die ich gleichzeitig empfinde, wenn ich an meine Website denke. Ich schmeiße es nicht hin und kämpfe tapfer weiter, aber ab und zu muss ich mal Dampf ablasen, indem ich so was wie diesen Text schreibe.

Ich fühle mich als wäre ich ein Surf-Anfänger, der in den weiten Horizont schaut und sich sagt: „… aber eines Tages reite ich auf diesen hohen Wellen!“ Gerade kämpfe ich damit, am Ufer auf dem Brett zu bleiben. Ab und zu gibt es auch die Freudentränen, wenn ich ein Meilenstein wieder erreicht habe… Ich finde, Homepage basteln sollte als Therapiezweig, um Frustrationstoleranz anzutrainieren eingeführt werden. Wer durchsteht hat Nerven aus Stahl!

Wie beim Türken: „Homepage komplett, bitte!“

Wer Hilfe braucht, fragt den Onkel Google! Der Alleswisser hat natürlich jede menge Fragen von mir auch beantwortet. Da fängt aber die Qual der Wahl, wenn man eine Frage stellt und x-Tausend antworten kriegt. Zugegeben, mein zusätzlicher Nachteil ist Englisch!

Nische ist ein ziemlich wichtiges Wort geworden. Früher hat man auf die big players geschaut und die kleinen Firmen vernachlässigt. Mittlerweile ist es sogar nachteilig, groß zu werden. Diese Spezialisierungen können Deutsche wirklich übertreiben! Bald wird es für jedes Theme eine dedizierte Firma geben vermutlich… oder gibt das schon bereits? Für den Enduser wie ich wird die Sache dann nochmal komplizierter. Meine Homepage Odyssee scheint kein Ende zu finden. Hätte ich lieber direkt zum Türken gehen und lieber „einmal Homepage komplett mit allem“ bestellen sollen?

Die Einkaufsliste

Wenn es bisher Fun war, jetzt wird es ernst in dem Text. Ich erstelle eine Liste für alle, die auch verzweifelt das „Homepage komplett“ Paket selber zusammen schnüren möchten. Hier sind meine Top 10 der Themen, um die ich mich zusätzlich zum klassischen Webseite bauen kümmern muss, bzw. in einem kompletten Paket erwarten würde:

  1. Rechtliches: Impressum, DSVO, AGB, Copyright
  2. IT: Hoster, CMS, Plug-ins, Updates
  3. Controlling: Cookies, Analytics, Suchmaschinen Rating
  4. Technik: SEO, Sicherung, Geschwindigkeit
  5. Verkauf: Promotion, Shop
  6. PR: Newsletter, CRM, Networking
  7. Debitoren: Zahlungsverkehr
  8. Marketing: SEO, Launch, Marktanalyse
  9. Design: SEO, Grafiken, Fotos, Logo
  10. Support: Schulung, Membership

Das alles gehört mittlerweile zu einem Homepage! Ich habe die Liste natürlich noch nicht durch, und arbeite immer mal an einer Ecke. Ich komme mir wie ein CEO vor, als hätte ich mich verzehnfacht und wieder eingestellt… Da fällt mir noch was eins! Das absolut wichtigste von allem… und das wäre:

Wachdienst vor den Toren meines Imperiums, so dass keine Cyberbugs und Datenklauer reinkommen können.

Und dann bräuchte ich natürlich on-top ein VA (Virtuell Assistent) um das ganze für mich zu koordinieren! Ich habe schließlich keine Zeit für meine Kunden, weil ich wahrscheinlich dabei bin, frisches Content zu produzieren, um mein Homepage und die sozialen Medien zu füttern… es sei denn ich bräuchte noch ein Content Manager, der mir alle paar Wochen ein Text zu meinen Keywords schreibt.

Wahnsinn! Ich hätte nicht gewusst, dass der Umfang so groß ist. Selbständig werden ist eine Herausforderung für sich, und dann diese zusätzliche Arbeit… Ich glaube, ich höre auf mit dem Projekt Homepage und verteile einige Visitenkarten erstmal in der Nachbarschaft! Wenn ihr diese Zeilen noch liest, dann habe ich es aber doch nicht getan.

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